April 1977
Wenn Sie zu den Leuten gehören, die bei einem neuen Film lieber "ins kalte Wasser springen", sollten Sie sich diesen Artikel aufsparen bis Sie Krieg der Sterne gesehen haben.
Wenn Sie aber wissen wollen, wieso und wie der Film realisiert wurde, wenn Sie sich für die Drehorte in der Wüste Tunesiens interessieren, für die besonderen Probleme, die das Produktionsteam beschäftigen, für die Frage, wer Chewbacca entworfen hat und wieso die Kostüme der Außerirdischen zunächst nichts taugten, ob die Roboter Asimovs Gesetze erfüllen, wie man einen Bantha macht, welche Bücher und kulturellen Hintergründe den Autor beeinflusst haben, wie einige der Spezialeffekte und Schauplätze realisiert wurden, wer die Schauspieler und die Figuren sind, was sie tun werden und was es sonst noch zu wissen gibt... dann, ja dann lesen Sie bitte weiter...
Krieg der Sterne ist eine Legende, die sich selbst voraus ist.
Noch vor der Filmpremiere am Memorial Day erschien das Drehbuch in Romanform im Ballantine-Verlag ; nur wegen einiger weniger veröffentlichter Standbilder wurde das Produktionsbüro von Krieg der Sterne mit Anfragen von Sammlern überflutet (die alle abgelehnt wurden); nachdem sie kaum mehr als einige fertiggestellte Sequenzen gesehen hatten, arbeiteten die Filmmoguln von 20th Century-Fox bereits daran, eine Fortsetzung in Auftrag zu geben; Alan Dean Foster hatte eine zweite Geschichte fertiggestellt, die als Grundlage einer solche Fortsetzung dienen konnte - und für den Roman zu dieser Geschichte gab es bereits einen Veröffentlichungsplan; The Making of Star Wars, ein illustriertes Buch von Charlie Lippincott, hatte ebenfalls bereits einen Verleger gefunden und wird noch in diesem Sommer veröffentlicht werden; die Marvel-Comicadaption der Geschichte hatte im März die Zeitschriftenhändler ereicht und verkaufte sich gut; ein riesiger Spielzeug- und Modellbauvertrag stand kurz vor der Unterzeichnung; es gab Verhandlungen für eine Fernsehserie zu Krieg der Sterne... und während all dies geschah, hatten immer noch erst eine Handvoll Leute den Film gesehen!
Was ist dieser Film? Kann er die riesigen Erwartungen tatsächlich erfüllen?
Krieg der Sterne ist ein neuer 10-Millionen-Dollar-Science-Fantasy-Film von Gary Kurtz (Produzent) und George Lucas (Autor, Regisseur), vertrieben von der 20th Century-Fox. In den Hauptrollen zu sehen sind Mark Hamill als Bauer/Raumfahrer Luke Skywalker, Harrison Ford als Schmuggler Han Solo, Carrie Fisher als Prinzessin/Senatorin Leia Organa, Sir Alec Guinness als Krieger Ben (Obi-Wan) Kenobi, Peter Cushing als niederträchtiger Großmoff Tarkin, Peter Mayhew als Chewbacca der Wookie, Dave Prowse als der verräterische Darth Vader und die Roboter Zee-Dreipeo und Erzwo-Dezwo als sie selbst.
Die Geschichte spielt in einer anderen Galaxis und einer anderen Zeit und handelt von einem mutigen Kampf gegen ein totalitäres Imperium, das sich über die Sterne erstreckt. Die handelnden Figuren haben nie von der Erde gehört. Ihre fremden Welten und Kulturen, ihre Kleidung und Architektur, ihre Technologie, Geschichte und Zukunft (sofern sie eine haben) sind nicht von unserer Welt.
Mehr noch als in Raumschiff Enterprise und Mondbasis Alpha 1 ist das Universum von Krieg der Sterne ein Produkt der Vorstellungskraft. Sein Schöpfer ist George Lucas.
Die Idee für Krieg der Sterne kam ihm erstmals vor sechs Jahren - etwa zu der Zeit, als er seinen ersten Kassenerfolg American Graffiti entwickelte. Lucas war damals noch ein aufstrebender Jung-Regisseur, der seiner Filmakademie an der Universität von Südkalifornien noch nicht lange entwachsen war und erst einen Film gedreht hatte: Den inzwischen berühmten, weithin unterschätzten Science-Fiction-Streifen THX 1138.
An einem Punkt war ein Studio an beiden Projekten interessiert: Ein Großteil der Entwicklungskosten für Graffiti und Krieg der Sterne kam von Universal. Am Ende fand sich das Studio bereit, Graffiti zu realisieren, verzichtete aber auf Krieg der Sterne. Den Studiobossen war klar, dass Krieg der Sterne sie zwölfmal so viel kosten würde wie Graffiti. (Ironie der Geschichte: Das Produktionsbüro für die Nachbearbeitung von Krieg der Sterne ist auf dem Universal-Gelände untergebracht, auch wenn am Ende 20th Century-Fox den Film finanzierte.)
"Viel von dem Erfolg, den der Film wohl haben wird, ist Alan Ladd, Jr. geschuldert.", erklärt Charlie Lippincott, ein enger Mitarbeiter von Lucas im Krieg der Sterne-Büro. "Jetzt ist er Präsident der 20th Century-Fox-Filmfirma, und dies war sein Prestigeprojekt. Ohne ihn wäre der Film wohl nie gedreht worden."
Lippincott meint, dass Hollywood gerade erst begonnen hat, seine Altherrenmentalität abzustreifen - was auch der diesjährigen Academy-Awards-Verleihung anzusehen war, bei der jungendlicher Schwung und neue Komiker anstelle des traditionellen Präsentators Bob Hope den Ton angaben - und sich den Bedürfnissen und Werten einer jüngeren Generation bewusst zu werden beginnt.
"Spaß - das ist das Wort für diesen Film.", erklärte Autor und Regisseur Lucas der New York Times auf die Frage, wieso er das Projekt entwickelt habe. "Der Film richtet sich an junge Leute. Graffiti war für 16jährige, dieser hier ist für 14jährige. Junge Leute haben kein Phantasieleben mehr, nicht so, wie wir es einst hatten. Alles, was sie heute haben, sind Kojak und Dirty Harry. Es gibt da draußen eine ganze Generation von Kindern, die nur davon träumt, brutale Cops zu werden.
Niemand außer Disney macht noch Filme für junge Leute. Ich will ihnen die ganze Unendlichkeit des Weltraums zugänglich machen.
Science-Fiction ist an sich ganz in Ordnung, aber sie hat über ihrem Wissenschaftswahn ihren Sinn fürs Abenteuer verloren. Ich will, dass [mein Publikum] durch Krieg der Sterne über die Dinge nachdenkt, die nur passieren könnten. Ich wünsche mir, dass die Zuschauer danach sagen: 'Mann, wäre es nicht toll, wenn wir auf dem Mars herumlaufen könnten?!' Die Kinder von heute scheinen mir eine sehr langweilige Kindheit zu haben."
Charlie Lippincott (er und Lucas kennen sich noch von der Uni) erklärt, wieso die Verantwortlichen von Krieg der Sterne den Film als Science-Fantasy bezeichnen anstatt als Science-Fiction: "Die einzigen Leute, die wir vor den Kopf stoßen werden, sind fanatische Science-Fiction-Leute, die davon besessen sind, dass Science-Fiction ist, was Hugo Gernsbach darüber gesagt hat: Die Thematisierung einer plausiblen zukünftigen Wissenschaft auf fiktionaler Ebene.
Unsere technischen Gerätschaften sind hingegen so phantastisch, dass sie praktisch völlig unplausibel, ja geradezu unrealisierbar, sind. Außerdem bewegen wir uns sowieso nicht in der Zukunft: Unser Film spielt in einer anderen Galaxis und, so heißt es im Vorspann, in der Vergangenheit. Krieg der Sterne ist ein Fantasy-Film, ein Weltraummärchen. Deshalb nennen wir unsere Schöpfung auch nicht Science-Fiction, sondern Weltraum-Fantasy."
Die Geschichte, die Lucas erdachte, erzählt von den - an die Drei Musketiere erinnernden - Taten von Luke Skywalker, einem rastlosen jungen Bauern, der mit seinem Onkel auf dem lebensfeindlichen Planeten Tatooine lebt - einem Ort, der so wenig nutzbringend ist, dass seine Bewohner glauben, die Diktatur, die gerade die übrige Galaxis verschlingt, gehe sie nichts an. Wie sich jedoch herausstellt, ist dem nicht so, und Luke wird ohne sein Zutun zur letzten Hoffnung der Widerstandsbewegung, denn er ist - auch wenn er es zunächst nicht weiß - im Besitz eines Roboters, der eine Botschaft von einer gefangengenommenen Senatorin in sich trägt.
Diese Botschaft enthält Informationen darüber, wie man den Todesstern lahmlegen kann - ein Schiff in der Größe des Monds mit genügend Waffen, um damit Planeten zerstören zu können (und es auch tatsächlich zu tun), und zugleich Regierungszentrum der Diktatur, wo die Senatorin gefangengehalten wird.
Lukes Führer und Mentor ist der alte Obi-Wan Kenobi, einer der letzten edlen Ritter der alten Ordnung; seine Schüler waren Lukes eigener Vater und Darth Vader, der gleichermaßen die rechte Hand und der Häscher des Diktators ist. Vader war es auch, der Lukes Vater Jahre zuvor getötet hat.
"Die Geschichte weist Einflüsse aus allen möglichen Quellen auf.", erklärt Lippincott. "Leute haben schon erklärt, sie hätten Anlehnungen an Der Herr der Ringe, Flash Gordon oder Dune - Der Wüstenplanet gefunden, und es gibt eine Vielzahl von Verbindungspunkten zu Inspirationsquellen außerhalb der Science-Fiction, darunter die japanische Samurai-Tradition. Sie ist eine Grundlage für die Jedi-Krieger im Film, wobei ich bezweifle, dass das allzu viele Leute außerhalb Japans erkennen werden. In erster Linie geht die Geschichte aber auf Legenden und Märchen zurück. Was wir hier tun, ist genau das, was früher die Brüder Grimm und Hans Christian Andersen getan haben."
"Der Film ist eine Weltraumoper.", gibt auch Lucas offen zu.
Die Arbeit am Film begann schon 1975, als 20th Century-Fox offiziell grünes Licht gab. Höchste Priorität hatte zu diesem Zeitpunkt die visuelle Ausgestaltung des Films. Lucas scharte verschiedene gestalterische Berater um sich und traf sich mit dem Künstler Ralph McQuarrie aus Los Angeles. Der schuf eine Reihe atemberaubend schöner Gemälde, in denen Kulissen, Kostüme und Effekte zu sehen waren und die als Basis späterer Konzepte dienten. Viele dieser Gemälde wurden ein ganzes Jahr vor den 17wöchigen Dreharbeiten von Krieg der Sterne fertiggestellt. (Einige dieser Gemälde sind in diesem Artikel zu sehen, zwei wurden in Farbe in STARLOG Nr. 6 abgedruckt und ein weiteres ist auf der Rückseite des STARLOG Photo Guidebook to SPACESHIPS zu sehen.)
Lucas hatte mehrere zentrale Vorstellungen, die den Film hinsichtlich seines Designs, seiner Glaubwürdigkeit und seines visuellen Charakters zu einem großen Ganzen werden ließen. "George wollte, dass der Film spektakulär aussieht", berichtet Lippincott, "und dass unsere technischen Gerätschaften fremd genug wirken, um kontinuierlich auf einen anderen Ort und eine andere Zeit hinzuweisen.
Gleichzeitig legte er aber auch großen Wert darauf, sie nicht zu fremdartig zu machen - weil die Zuschauer dann so derart von den Kulissen fasziniert wären, dass sie darüber die Geschichte aus dem Auge verlieren."
Wer den Krieg der Sterne-Roman gelesen hat, versteht, wieso das so wichtig ist; die Handlung entwickelt sich extrem schnell und steckt voller Überraschungen und plötzlicher Wendungen wie man es von einem melodramatischen Abenteuerthriller dieser Art auch erwartet.
"Das ist kein Film, zu dem man zu spät ins Kino kommen will.", warnt Lippincott.
Darüber hinaus bestand Lucas darauf, dass seine Welt Tatooine, der Todesstern und der Dschungelmond Yavin (gefilmt wurde er in Zentralamerika) nach einem gebrauchten Universum aussehen. Das Schmugglerschiff, das hundert Jahre alt sein soll, ist deshalb mit Ölflecken, Dellen von Meteoriteneinschlägen und Spuren von Streifschüssen seiner zahllosen Zusammenstöße mit dem Gesetz übersät. Die Gebäude sehen aus, als würde in ihnen wirklich jemand leben. Selbst auf dem gerade erst fertiggestellten Todesstern finden sich Anzeichen, dass die Arbeiter noch keine Zeit hatten sauberzumachen. Und so geht es weiter.
"Diese Leute haben ihr eigenes Leben und ihre eigene Geschichte.", so Lippincott. "Wir unterbrechen dieses Leben nur einen Moment lang."
Um inmitten dieser spektakulär einfallsreichen Aufmachung noch einen Hauch Realismus einzufangen, wollte Lucas ursprünglich eine Dokumentarfilmkamera einsetzen. Lucas und Lippincott waren an der Uni beide vom Stil des Briten Gil Taylor beeindruckt, der als Kameramann an Ekel, dem Beatlesfilm Yeah Yeah Yeah, Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben, Hitchcocks Frenzy und weiteren Filmen arbeitete. "Für mich", so Lippincott, "war er der beste Schwarz-Weiß-Kameramann der 60er Jahre. Ein toller Typ. Er war Polanskis und Hitchcocks Lieblingskameramann. Hitchcock wollte ihn sogar nach Amerika mitnehmen." (Lippincott hat vor Krieg der Sterne mit Hitchcock zusammengearbeitet.)
"Aber Gil hatte andere Vorstellungen." Dem Krieg der Sterne-Kameramann schwebten dunkles Drama, brilliante Actionszenen, ein kreativer Farbeinsatz und wilde Kameraeinstellungen vor. Der fertige Film sieht nun wie eine Mischung aus Kunst- und Dokumentarfilm aus. "Gil hat den Dokumentarstil, den George wollte, nie zugelassen. Persönlich glaube ich auch nicht, dass der Film dazu geeignet war.", meint Lippincott nachdenklich. "Ich denke, George ist das im Nachhinein auch klargeworden."
Der Stützpunkt der Filmemacher waren die EMI-Elstree-Studios in London, in denen etwa 30 Kulissen auf den acht angemieteten Tonbühnen errichtet wurden. (Die neunte Tonbühne von Elstree wurde von Paul McCartneys Gruppe Wings genutzt.) Drei Monate vor dem Beginn der Dreharbeiten übernahmen die Krieg der Sterne-Macher das gesamte Studio, mitsamt seinen Ateliers, Tonbühnen, technischen Einrichtungen, Werkstätten und seinem Requisitenarchiv. Ihre erste große Aufgabe: Die Vorbereitung des Drehs der Wüstenszenen, der in Tunesien kurz vor dem Beginn der Touristensaison über die Bühne gehen sollte.
"Aber sie hatten Probleme mit den Robotern und der Sandraupe", erklärt Lippincott, "und schafften es nicht mehr rechtzeitig - auch wenn es knapp war."
Im Film gibt es zahllose Roboter, welche den Menschen auf verschiedene Weise dienen, und zwei von ihnen sind sogar Hauptfiguren. Zee-Dreipeo (C-3PEO) und Erzwo-Dezwo (R2-D2) sind mechanische Gefährten der Helden, die einander auf widerstrebende Art treu ergeben sind - und dabei sehr menschliche Charakterzüge zeigen.
Zee-Dreipeo ist ein etwas femininer Kommunikations-'Droide, der die meisten Sprachen der Galaxis spricht und dazu neigt, zu verzweifeln oder sich in Sarkasmus zu flüchten. Er besteht aus goldglänzendem Metall und hat ein menschenähnliches Äußeres.
Erzwo-Dezwo ist ein dicker kleiner Zylinder, der mit Lichtern, Sensoren und Werkzeugen übersät ist und das freche Gehirn des Duos ist. Er spricht allerdings nur elektronisches Kauderwelsch, das Zee-Dreipeo dolmetschen muss.
Lippincott zufolge sind dies keine Schauspieler in Roboterkostümen. (Ein Mensch im Roboterkostüm ist nur etwa drei Minuten lang auf der Leinwand zu sehen.) Einige der Roboter werden mit verschiedenen Mitteln der Trickfotografie zum Leben erweckt, aber ein paar von ihnen sind echte Roboter, mit internen Motoren und Funksteuerung.
Lucas hatte anscheinend gehofft, mit seinem Film die Robotertechnik voranzutreiben. Er wollte, dass seine mechanischen Wesen echt sind. Seinen Effektexperten John Stears schickte er deswegen zu den besten Roboteringenieuren von England, die ihm traurig mitteilten, dass das, was sich Lucas vorstellte, selbst mit der modernsten Technik unserer Zeit nicht realisierbar war. So musste man sich mit - zeitaufwendigen - Kompromissen begnügen.
"George war wohl richtig enttäuscht, dass er am derzeitigen Stand der Robotertechnik nicht rütteln konnte.", meint Lippincott. "Aber die laufende Roboterforschung ist auf Dinge gerichtet, die so gar nicht aussehen, wie man sich fiktive Roboter vorstellt - die heutigen Roboter sind Geräte, die Kronkorken auf Colaflaschen pressen können und mehr auch nicht. Außerdem gibt es noch einige experimentelle Prototypen wie den kleinen Roboter in Palo Alto (Kalifornien), der herumlaufen, seine Steckdose finden, sich einstöpseln und auftanken kann. Das ist sicherlich beeindruckend, aber auch nicht mehr als ein Kunststück, etwas, das zur eigenen Belustigung geschaffen wurde und um vor anderen Roboterforschern anzugeben." (Erzwo-Dezwo bringt in Krieg der Sterne Ähnliches zustande.)
Befolgen Lucas' Roboter Isaac Asimovs berühmte Gesetze der Robotik*?
[* Isaac Asimov entwickelte seine drei Gesetze der Robotik für die Geschichten seiner Anthologie I, Robot von 1950:
"Aus Georges Sicht mag jeder, der heutzutage von Robotern erzählt, Science-Fiction und weiß von Asimovs Gesetzen.", berichtet Lippincott. "George kannte sie auf jeden Fall, aber er wollte lieber um sie herumarbeiten. Was Asimov beschrieb, war eine Idealsituation - das, was ein Roboter in unserer Kultur tun sollte. In Krieg der Sterne sehen wir menschenähnliche Roboter mit ungewöhnlichen Eigenheiten. Unsere beiden Roboter haben ihre jeweils eigene Vorstellung davon, wer ihr Herr ist und welche Pflichten sie haben. Deshalb kann es zwischen ihnen auch zu Konflikten kommen."
Als es Zeit wurde, nach Tunesien zu fahren, waren die Roboter nicht das einzige Problem. Im Krieg der Sterne-Roman heißt es: "Zwei Banthas regten sich bei der Annäherung ihrer Herren. Jeder war so groß wie ein kleiner Dinosaurier, mit hellen Augen und langem, dickem Fell. Sie zischten besorgt, als die zwei Sandleuten herankamen und von ihren Knien in die Sättel stiegen. Auf einen Stoß hin erhoben sich die Banthas. Langsam, aber mit riesigen Schritten, liefen die zwei massigen, gehörnten Wesen die Rückseite der Klippe hinunter..."
Jede Methode, die man sich überlegte, schien eine zu teure Herangehensweise für die Realisierung der Banthas darzustellen. Schließlich wurde das Problem erst einmal hintangestellt, und man beschloss, die Banthaaufnahmen erst zu Hause in den Vereinigten Staaten zu drehen. Das Material sollte dann in die tunesische Szene hineingeschnitten werden. (In Amerika wurde Monate später ein Elefant angemietet, in die Mojave-Wüste transportiert und wie ein Bantha kostümiert und verkleidet, um die fehlende Aufnahme nachzuholen.)
Aus dem Roman: "Kies und feiner Sand bildeten einen Grusnebel unter dem Landgleiter, als er auf surrenden Abstoßungsgeräten über die gewellte Wüste von Tatooine glitt..." Aber wie baut man ein solches Fahrzeug, wenn einem gerade keine "Abstoßungs"-Technologie zur Verfügung steht?
"Das war ein Riesenproblem.", gibt Lippincott zu. "Am Ende hat John Stears, der während der Dreharbeiten für die Spezialeffekte vor Ort zuständig war, es aber tatsächlich hinbekommen. Er hat ein dreirädriges Fahrzeug als Grundlage genommen und es komplett neu aufgebaut. George findet noch immer nicht, dass es so richtig funktioniert, aber ich sehe das anders. In einigen Einstellungen sieht es aus, als ob es in der Luft schwebt. Das Problem war leider, dass wir nicht einfach ein Luftkissenfahrzeug benutzen konnten, weil das eine riesige Sandwolke aufgewirbelt hätte und uns damit nur noch mehr Kopfschmerzen bereitet hätte."
"Und nein", beantwortet er meine Frage, "wir hatten keine Probleme mit Reifenspuren, weil", so merkt er an, ohne das eigentliche Geheimnis auszuplaudern, "wir [den Landgleiter] fast nie mit Rädern verwendet haben."
Aus dem Roman: "Am Grund der Schlucht stand - wie ein gigantisches prähistorisches Tier - ein Sandraupenschlepper, so riesig, wie seine Besitzer und Lenker winzig waren. Mehrere Dutzend Meter hoch, ragte das Fahrzeug über den Boden auf Vielfachketten empor, die größer waren als ein hochgewachsener Mann. Die Metallhaut war von unzähligen Sandstürmen zerschrammt und zernarbt." Man traf die Entscheidung, dass es finanziell nicht machbar war, die Sandraupe in voller Größe zu bauen und nach Tunesien zu schaffen.
Die Lösung: Sie bauten nur zwei Stockwerke davon, genauer gesagt den unteren Abschnitt mit den Panzerketten. Es gibt eine vollständige Version, aber nicht im Maßstab 1:1; diese wurde in den Vereinigten Staaten für den Dreh der Panoramaszenen verwendet. Selbst dieses maßstabsgetreue Miniaturmodell ist vier Stockwerke hoch!!
Die Filmemacher kamen also etwas zu spät in Tunesien an, genau zum Auftakt der Touristensaison. Schlimmer noch: Das Wetter spielte vollkommen verrückt - Kälte, Hitze, Wind und Regen -, dramatische Bedingungen, die einem anderen Film vielleicht noch geholfen hätten, aber nicht diesem. Trotzdem schafften sie es, durch variable Arbeitszeiten und die volle Ausnutzung der Tage, an denen Dreharbeiten möglich waren, Tunesien nur mit wenigen Tagen Verspätung wieder zu verlassen.
Die Cantina-Sequenz bereitete die nächsten Probleme. Um sie zu drehen, direkt nach der Rückkehr aus Tunesien nach London, gingen die Filmemacher zum französischen Filmsystem über: Arbeitstage begannen mittags und dauerten ohne Unterbrechung acht Stunden an. Die ganze Zeit über stand ein Catering-Wagen im Studio. Lucas war entschlossen, die Szene zu einem Klassiker der Fantasy- und Science-Fiction-Ausstattungsfilme zu machen.
In der Geschichte suchen Luke, Ben und die beiden Roboter in der Hafenstadt Mos Eisley in eine üble Kaschemme, um einen Piloten zu finden, der geldgierig genug ist, sie ohne Fragen zu stellen in einen gefährlichen Abschnitt des Weltraums zu transportieren. In der Cantina treffen sie den liebenswerten, aber skrupellosen Han Solo - einen Schmuggler und Piraten mit einem Raumschiff im Stil eines zusammengeklempnerten, hochfrisierten Rennwagens.
Aus dem Roman: "Luke kniff die Augen zusammen, als sie das Haus betraten. [...] Luke staunte über die Vielfalt an Wesen, die sich an der Bar versammelt hatten. Es gab einäugige Wesen und tausendäugige, Wesen mit Schuppen, Wesen mit Fellen, und manche mit einer Haut, die je nach ihren gerade vorherrschenden Gefühlen sich kräuselte und die Konsistenz zu wechseln schien. In der Nähe der Bar selbst schwebte ein riesiges Insektenwesen, das Luke nur als drohenden Schatten wahrnahm."
Der Maskenbildner von Krieg der Sterne war Stuart Freeborn, wohl am bekanntesten für seine Affenanzüge aus 2001 - Odyssee im Weltraum. Freeborn hatte seine Kostüme für Chewbacca - Han Solos weit über 2 Meter großen haarigen Gefährten - fertiggestellt und arbeitete gerade an verschiedenen Außerirdischen, welche die Cantina bevölkern sollten, als er ernsthaft krank wurde und ins Krankenhaus musste.
Da die Produktion bereits hinter den Zeitplan zurückgefallen war, blieb den Filmemachern keine andere Wahl, als die besten Außeriridschen einzusetzen, die sie ohne Freeborn zusammentragen konnten.
"Er kam aus dem Krankenhaus, als wir gerade mit der Cantina-Sequenz fertiggeworden waren, vielleicht auch etwas später.", berichtet Lippincott. "Er konnte uns dabei zu keiner Zeit unterstützen, und dabei hätten wir sein Fachwissen bitter nötig gehabt."
Die Unzulänglichkeit der Szene verfolgte Lucas. Nachdem die 17wöchigen Dreharbeiten in London abgeschlossen waren, bat Lucas seinen Chefzeichner McQuarrie und Ron Cobb, den Redakteur einer Underground-Zeitung, der für seine ungezügelte Phantasie bekannt war, um Hilfe. "Im Endeffekt ließ George praktisch alles ändern und schnitt neue Wesen in den Film. Die Sequenz sah am Ende fast wie die Originalzeichnung aus und damit genauso, wie sie ursprünglich angelegt gewesen war."
Während Lippincott und ich die Reihe von McQuarrie-Gemälden bewunderten, die inzwischen an der Wand hinter seinem Schreibtisch hängen*, erwähnte er zum Abschluss unseres Gesprächs noch eine Reihe anderer Probleme und ihrer Lösungen, um den Film so weit wie möglich aussehen zu lassen wie diese ersten Bilder.
[* Wenige Tage nach diesem Gespräch brachen Unbekannte ins Produktionsbüro von Krieg der Sterne ein und stohlen neben vielen dieser überwältigenden Bilder von Ralph McQuarrie auch Dias, Fotos und anderes Werbematerial. Jeder, dem solches Material zum Verkauf angeboten wird, ob auf einer Börse oder aus privater Hand, sollte wissen, dass es sich dabei um Diebesgut handelt. Wer sich auf derartige Geschäfte einlässt, unterstützt damit nicht nur weitere Einbrüche dieser Art, sondern begeht auch eine Straftat.
Wem Krieg der Sterne-Material angeboten wird, der kann sich mit sachdienlichen Informationen an uns hier bei STARLOG wenden. Wie werden sie dann an die Rechtsabteilung von Krieg der Sterne weiterleiten. Vielen Dank für die Unterstützung dieses Versuchs, skrupellose Hehler und Sammler davon abzuhalten, den Rest von uns über den Tisch zu ziehen.
H.Z.]
"Wir haben neben den Hallen in Elstree noch eine weitere verwendet: Die riesige Studiohalle in Shepperton, die einmal die größte der Welt war. Wir brauchten sie für die beiden Hangarsequenzen - eine auf dem Todesstern und die andere in Mos Eisley - und für die Thronsaalszene, die im Abspann mündet."
Aber so groß diese Halle auch war, war sie doch nie groß genug. "Alles rund um das Schiff konnte transportiert werden, und die Hangarkulissen selbst wurden um die Schiffe herumgebaut, um Kosten zu sparen. Ich meine, sie haben sogar die echten Wände der Studiohalle benutzt und sie einfach umlackiert, weil die Hangars so viel Platz brauchten."
Der Thronsaal (das Bild dazu erinnert an Howard Hawks' Land der Pharaonen) erwies sich ebenfalls als Problem: Die riesige Halle war einfach nicht groß genug.
"Sie mussten mit erzwungener Perspektive drehen, um die Größe des Saals zu simulieren." Trotzdem ist das Resultat nicht ganz so gigantisch wie im Gemälde.
Die Raketen und ihre Flugmanöver und Kämpfe trieben die Effektleute in den Wahnsinn.
"Sie haben einen X-Flügler und einen Y-Flügler im Maßstab 1:1 gebaut, plus etwa das halbe Piratenschiff. Doch diese Schiffe sind geradezu winzig, vergleicht man sie mit den größeren Raumschiffen wie dem Sternzerstörer oder dem Todesstern, der, so haben wir es festgelegt, einen Durchmesser von etwa 320 Kilometern hat. Ich weiß nicht, wie groß er wirklich ist, wenn man ihn mit den anderen Objekten im Bild vergleicht." Die gigantischen Schiffe wurden selbstverständlich als maßstabsgetreue Miniaturmodelle nachgebaut.
"Während der Dreh in England noch lief, erarbeiteten sie hier bereits die Grundlagen für die Spezialeffekte, die in den Film eingefügt werden sollten. Sie mussten sich ein ganz neues System ausdenken, mit dem unglaublich schnelle Raumschiffbewegungen möglich wurden. Sie wollten von den sehr lyrischen Bewegungen Kubricks in 2001 nichts wissen. Stattdessen sahen sie sich, Einzelbild für Einzelbild, Filmmaterial von echten Luftkämpfen an. Auf dieser Grundlage legten sie Storyboards an, die für unsere Raumkämpfe angepasst wurden. Ich meine, sie haben 4 Storyboardversionen der kompletten Sequenz erstellt, bevor sie mit dem Höhepunkt des Films zufrieden waren.
Danach haben sie eine neue Methode entwickelt, optische Effekte anzufertigen, und zwar durch die Arbeit mit verschiedenen Ebenen für die verschiedenen Bildelemente, um Bildfehler zu vermeiden, die unweigerlich entstehen, wenn man zu viele Negativgenerationen im Einsatz hat. Kubrick hatte bei 2001 ein anderes Problem: Er musste alle Bildelemente einer Einstellung auf einmal ins Bild bekommen und dann drehen ohne Ende, bis irgendwann einmal alles halbwegs funktionierte. Das war verdammt teuer."
"Wir haben einen Großteil unseres Budgets in Forschung und Entwicklung investiert. Einige unserer Raumszenen haben wir mit Stop-Motion-Effekten umgesetzt, andere mit computergenerierten Bildern."
Charlie Lippincotts schamlose Begeisterung für den Film dringt immer wieder durch, wenn er über das Projekt und die Schöpfung seines Freundes George Lucas spricht. Ohne Zweifel könnte er einen tagelang mit Erzählungen von hinter den Kulissen eines Films unterhalten, der in seinen Augen bereits jetzt ein Erfolg ist - noch bevor letzte Hand an ihn gelegt wurde.
"Der Film ist fast fertig, nach allem, was ich letzte Woche gesehen habe. Es müssen aber noch einige optische Effekte eingefügt werden..."
Krieg der Sterne wurde für etwa 10 Millionen US-Dollar in den EMI-Elstree- und Sheppteron-Studios in London, England, hergestellt. Außenaufnahmen fanden in Tunesien (Tatooine) und Zentralamerika (Yavin) statt. Die Nachbearbeitung wurde in Los Angeles, Kalifornien, durchgeführt.
Entwicklung, Drehbuch, Regie - George Lucas
Produzent - Gary Kurtz
Vertrieb - 20th Century-Fox, Präsident Alan Ladd, Jr.
Premiere - 27. Mai 1977 in 50 US-amerikanischen und kanadischen Städten (in New York, Los Angeles und San Francisco ist eine 70mm-Fassung mit magnetischem 6-Spur-Dolby-Stereoton zu sehen, in allen anderen Städten eine 35mm-Fassung mit optischem 2-Spur-Stereoton.)
Besetzung:
Mark Hamill - Luke Skywalker
Harrison Ford - Han Solo
Carrie Fisher - Prinzessin Leia Organa
Sir Alec Guinness - Ben (Obi-Wan) Kenobi
Peter Cushing - Großmoff Tarkin
Dave Prowse - Darth Vader
Peter Mayhew - Chewbacca
sowie Anthony Daniels und Kenny Baker
Produktion
Architekt - John Barry
Konzepte - Ralph McQuarrie
Kamera - Gil Taylor
Musik - John Williams
Modelle und optische Effekte - John Dykstra
Modellbau und mechanische Effekte (Roboter) - John Stears
Maske und Außerirdische - Stuart Freeborn
Zusätzliche Außerirdische - Ralph McQuarrie und Ron Cobb
Schnitt - Marcia Lucas, Richard Chew und Paul Hirsch
Spezielle Toneffekte - Ben Burton
Weiterführendes Material
Aktuell oder in Kürze erhältliche Taschenbücher von Ballantine Books:
Krieg der Sterne - Aus den Abenteuern von Luke Skywalker - Ein Roman von George Lucas.
The Making of Star Wars - Ein Logbuch der Dreharbeiten von Charles Lippincott.
Krieg der Sterne (ein zweiter Roman, bislang noch ohne Titel) von Alan Dean Foster.
Krieg der Sterne - Eine sechsteilige Marvel-Comics-Heftadaption der Filmhandlung von Howard Chaykin und Roy Thomas.