Am Anfang reisten wir (Familie) ganz normal in den hoffentlich erholsamen Urlaub nach Tunesien. Meine Großeltern haben aufgrund ihrer häufigen Reisen eine Menge Freunde in Tozeur (Südtunesien).
Wir beschlossen, sie zu begleiten, da Tozeur eine sehr ruhige Palmenoase ist. Man erreicht Tozeur von Frankfurt aus mit einem Zwischenstop in Tunis. Nach langer Wartezeit (6 Std.) geht´s abends weiter zum internationalen Flughafen Tozeur-Nefta. In Tozeur gibt es eine Menge großer und luxuriöser Hotels, doch wir kommen in einem *** Hotel unter. Es ist hier sehr ruhig (außer wenn Gruppen Einheimischer hier übernachten), es gibt einen Swimmingpool und einen fantastischen Palmengarten, in dem man sich wunderbar ausruhen und sonnen kann. Allerdings lässt das Essen zu wünschen übrig,. Es gibt fast jeden Tag zu mittag bzw. abend das gleiche zu essen: Meistens Schnitzel oder gegrilltes Hähnchen mit Pommes, Reis oder Spaghetti. Das Frühstück ist noch schlimmer. Es gibt von einer Art Baguettestange dicke Stückchen und ein Stück weichen, trockenen Kuchen. Mein Opa meinte zum Kaffee, das sei heißes Wasser mit Farbe. Der Kakao schmeckt, zwar auch nicht besonders, aber man kann ihn gut trinken. Dazu gibt es Butter und Konfitüre (z.B. Feigen). Auf Wunsch kann man auch ein Ei bekommen.
Nach mehreren Tagen des Faulenzens im Hotel; außer ein paar Gängen ins Stadtzentrum mit dem Markt und Cafés, wollten wir auch mal einige Ausflüge ins Umland von Tozeur machen. Wir fragten unserem befreundeten Hotelangestellten, der sehr gut deutsch spricht, was man schönes unternehmen könnte.
Er unterbreitete uns mehrere Vorschläge, die wir in nächster Zeit besuchen wollten. So fuhren wir mit einem Taxi nach Metlaoui, etwa 50 km nördlich von Tozeur. Metlaoui ist eine wunderschöne Bergoase. Mit einem Touristenzug kann man von hier durch das Gebirge fahren und die Schluchten und Täler betrachten. Die eindrucksvolle Fahrt dauert hin- und zurück ca. 45 Minuten. Danach kann man noch den schönen Ausblick in die Wüste genießen. Einen solchen Ausflug kann man an einem 1/2 Tag unternehmen. Übrigens sollen in dem Gebirge auch Szenen für Krieg der Sterne gedreht worden sein; das kann ich allerdings nicht 100%ig bestätigen, aber ich kann mir gut vorstellen, daß z.B. Lukes Begegnung mit Obi-Wan Kenobi und der Angriff der Tusken Räuber hier irgendwo gedreht wurde. Ein anderer Ausflug führte uns in die von Tozeur benachbarte kleinere Oase Nefta mit ihren zig-tausend Dattelpalmen, die etwa 25 km in Richtung der algerischer Grenze liegt. Wenn man schon im südlichen Tunesien Urlaub macht, sollte man auf jeden Fall auch einen Ausflug nach Nefta machen.
Von einem Straßenhändler erfuhr meine Mutter, daß hier in der Nähe vor kurzem für den Film Krieg der Sterne einige Gebäude neu aufgebaut wurden.
Ich stellte mir das ganze als eine Art Besucherpark vor (mit Eintrittspreisen und Führung). Doch was ich ein paar Tage später zu sehen bekam, hat mich um so mehr fasziniert . . .
An einem Tag fuhren wir also zu diesem Drehort (1) ca. 50 Km von Tozeur entfernt. Das Set kann man nur mit einem Wüstenjeep besuchen, da er nur über unbefestigte Straßen und Wege zu erreichen ist. Zur Zeit des Urlaubs (1998) war ich "nur" interessiert den Drehort zu besuchen. Später machte meine Neugier zu erfahren, in welchem Film dieses Set zu sehen ist, mich zu einem Star Wars- Fan. Erst nach einigen Wochen des Suchens im Internet bekam ich heraus, dass dies nicht, wie lange angenommen der Drehort von Episode IV - Neue Hoffnung ist, sondern der Drehort der neuen Episode I!
Auf dem Weg zu Anakins Haus (Drehort 1) fuhren wir durch unebene Wüstenlandschaft. Wir machten einen kurzen Stop an einem großen Hügel, etwas abseits des Hauptwegs.
Was der Fahrer uns sagte, konnten wir aufgrund mangelhafter Arabisch- und Französischkenntnisse nicht verstehen: Dies ist ein Drehort vom auch erfolgreichen Film Der englische Patient.
Auf unserer ca. 40 minütigen Fahrt sahen wir drei wilde Kamele. Sie durchstreifen die Wüste, so wie bei uns Hasen in Wäldern leben. Das erste Set lag hinter einer kleinen Sanddüne. Ich sah die Spitzen der Gebäude und dachte, dort sei das Eingangstor (, das niemand soweit in der Wüste einen solchen Besucherpark erbauen würde, daran habe ich in dem Moment natürlich nicht gedacht.). Selbstverständlich gibt es hier kein Eingangstor. Nachdem ich sah, was vor mir lag, wurde ich in den Bann der Bauten gezogen! Sprachlos griff ich zu meinem Fotoapparat und fotografierte das Set von allen Seiten. Ich stelle mir vor, dass hier einmal Mark Hamill (Luke Skywalker) und natürlich Regisseur George Lucas standen. Letzterer ist auch richtig! Doch anstelle von Mark Hamill waren hier Jake Lloyd (Anakin Skywalker), Pernilla August (Shmi Skywalker), Liam Neeson (Qui-Gon Jinn) u.a.
In der Mitte der beiden Gebäudeteile stand Anakins Podracer. Auf dem hinteren separaten Teil haben sich Qui-Gon und Shmi über Anakins Zukunft unterhalten.
Leider war ich ganz und gar nicht auf so etwas faszinierendes eingestellt: Von meinem Fotofilm waren bereits ca. 10 Bilder verschossen. Und als mir in den Sinn kam, dass es hier vielleicht noch einen weiteren Drehort geben würde, den wir heute besuchen könnten, waren nur noch vier oder fünf Aufnahmen übrig.
Als Andenken an diesen Drehort habe ich mir eine kleine Ecke von einem Gebäudeteil mitgenommen (aus Ton). Die Bauten bestehen übrigens aus Holz, sind mit Ton verkleidet und mit den typischen "tatooinischen" gelb-rötlichen Farben bestrichen worden. Die Bauten bzw. Gebäude von denen ich immer schreibe, sind übrigens nur Kulisse. D.h. es sind keine vollständigen Häuser, sondern nur jeweils die Außenwände, die für die Filmaufnahmen wichtig sind. Nachdem ich alles betrachtet hatte, stiegen wir wieder in den Jeep ein und fuhren auf eine Düne, welche plötzlich vor uns endete. Doch das machte dem Fahrer nichts aus. Er machte sich einen Spaß daraus, den ca. 70-80 Grad(!) steilen Abhang herunterzurollen. Wir dachten, jetzt geht es kopfüber runter, aber wir sind doch noch heile unten angekommen, während sich der Fahrer über unsere Schreie amüsierte! Als wir uns nach einigen Sekunden wieder erholt hatten, traute ich meinen Augen kaum: Vor uns tat sich eine richtige Stadt mitten in der Wüste auf. An der Bauweise erkannte ich natürlich gleich: Ein weiterer noch gigantischerer Drehort von StarWars!
Dieser zweite Drehort ist weitaus gewaltiger als der erste von Anakins Zuhause (Drehort 1). Ich stellte später fest, dass es das Set für die Stadt Mos Espa (Drehort 2) aus Episode I - Die dunkle Bedrohung ist.
Als wir einen Moment später am Set ankamen, fiel mir gleich ein Getränkestand auf. Einige Einheimische verkaufen hier tunesischen Tee und kalte Getränke. Dies deutet für mich eindeutig darauf hin, dass dieser Drehort vielen Touristen vorgeführt wird und nicht versteckt in der Wüste nur StarWars-Insidern zugänglich ist.
Nun zum Drehort: Ich kann mich nicht genau an die Größe erinnern, aber ich schätze die Länge auf ca. 60 x 60 Meter. Wie man auf den Bildern erkennen kann, sind dies richtige Bauten mit Dach und 4 Wänden. Ein großer Teil “hängt” aneinander. Wenn man wollte, könnte man sich in diesen Gebäuden vor Wind und Wetter schützen. Wer die Szenen des Films im Kopf hat, kann Wattos kleinen Laden erkennen und die Straßen, die Qui-Gon mit Padmé, R2-D2 und Jar-Jar entlanggehen. Nachdem wir dieses Set erkundschaftet hatten, haben wir noch gegen 17 Uhr den schönen Sonnenuntergang am Wüstenhorizont beobachtet. Von dem kleinen Hügel aus, hat man auch eine wunderbare Aussicht auf das gesamte Set. Am Rande standen sicher 10 Wüstenjeeps, die die Touristen herumkutschierten. Als die Sonne fast verschwunden war, musste ich mich leider von diesem fantastischen und unvergesslichen Tag verabschieden und wir fuhren zurück zum Hotel. Im Film sieht man die Stadt Mos Espa mit hohen Gebäuden und Türmen. Doch diese existieren nicht in der Wüste, sondern wurde später digital am Computer hinzugefügt.
Sven Ahrens